Traueransprache 04-2024

Traueransprache KSV Mittelstetten anläßlich Requiem für Karl Seidl

Traueranzeige

 

Karl Seidl: Nachruf (anläßlich Requiem St. Sylvester Mittelstetten) am 23.04.2024 19:00

 

 

Liebe Familien Seidl, Heiß und Hefter

Verehrte Trauergemeinde

Werter Herr Pfarrer Brandstetter

 

Wir sind heute zusammen gekommen, um den ältesten Bürger Mittelstettens zu ehren und sein Leben zu würdigen.

Ich spreche hier für die Krieger- und Soldatenkameradschaft Mittelstetten-Oberndorf, (die Veteranen)

Und für die Glonquell-Schützen.

 

Karl Seidl war 74 Jahre bei den Veteranen, er hat den Verein 1950 nach dem 2. Weltkrieg neu mitbegründet, und war langjähriger Fahnenbegleiter. 

Lieber Karl, unsere Fahne, die Du so oft getragen hast, wird sich hier und heute zum letzten Male vor Dir senken.

 

Bei den Glonquell Schützen war Karl Seidl seit 1.1.1973, also über 50 Jahre Mitglied.

Unvergessen sind seine ausgemalten Schützenscheiben im Vereinsheim, und die von ihm gemalten Theaterkulissen bei den jährlichen Aufführungen.

 

Auch bei den Burschen ist Karl bei deren Festen unter anderem beim Plakate-Malen und vielen Aktionen bei Maibaum-Ausschmückennunvergessen.

 

Ich habe ihn erst auf seinem 95. Geburtstag näher kennen gelernt, als ich das Ehrengeschenk der Veteranen überreichte.

Fast eine Stunde hat er mir damals vom Rückzug der 17. Dt. Armee von der Krim erzählt, ein geradezu hochaktuelles Thema, wenn man an den derzeitigen russischen Angriff auf die Ukraine denkt.

 

1943/44 versuchte die Wehrmacht, die Krim zu halten, mußte sich aber vor der Übermacht der Roten Armee zurückziehen.

2/3 der Armee versuchte die Flucht über Odessa, wurde dort aber eingekesselt und geriet in Gefangenschaft.

Das andere Drittel, darunter auch Karl Seidl, versuchte, Sewastopol zu halten, was aber auch mißlang.

Daraufhin wurde versucht, per Schiff über das Schwarze Meer nach Rumänien zu entkommen.

60 Schiffe gingen verloren bzw. wurden versenkt, auch das Schiff, auf dem Karl Seidel mitfuhr.

Allerdings hatte er das Glück, von einem Hilfsboot gerettet zu werden.

 

Über Rumänien kam er gegen Kriegsende nach Italien, wo er in Kriegsgefangenschaft geriet. Aber bereits nach 1 Jahr wurde er nach Bayern entlassen, und wohnte seit 1946 in Mittelstetten.

 

Lieber Karl, ich muß immer an Dich denken, wenn mir auf dem Weg zum Bäcker ein Fahrrad entgegen kam. Bis vor 2 Jahren war die Wahrscheinlichkeit groß, dass Du als Endneunziger darauf noch unterwegs warst.

Dann ließ Deine Gesundheit das schließlich nicht mehr zu.

Und als ich im letzten Dezember mit der Geburtstagsflasche von Deiner Tür stand, warst Du nicht mehr zu Hause, sondern bereits bei Deinem Sohn in Ried.

 

Und dort wirst Du, zusammen mit Deiner zuvor schon 2003 verstorbenen Frau, in einigen Tage im Kreise deiner engsten Familie deine letzte Ruhe finden.

 

Wir werden Dich in bester Erinnerung behalten und senken zu deiner Ehre ein letztes Mal die Fahnen.

 

Die Gemeinde möge sich dazu erheben.

 

Die Fahnen senkt!!

 

Fahnen auf!!

 

Ich danke Ihnen.

Dr. Franz Grell

  1. Vorsitzender KSV Mittelstetten