Mühlstein anstatt Anker: Interessantes zur Kirchen- und Dorfgeschichte von Herrnzell
Wer sich mit Heiligen und ihren Utensilien auskennt, weiß: Der hl. Clemens, Nachfolger des hl. Petrus als Bischof von Rom, wurde im 1. Jahrhundert n. Chr. als „Gottloser“ mit einem Anker um den Hals im Schwarzen Meer ertränkt. Deshalb wird er stets mit einem Anker dargestellt. Anders in der kleinen Dorfkirche St. Clemens in Herrnzell (Pfarreiengemeinschaft Glonnauer Land). Hier thront der hl. Clemens als Kirchenpatron, ausgestattet mit den prachtvollen Bischofsinsignien, im Zentrum des Hochaltars und hat einen Mühlstein bei sich. Vermutlich kannte der Schöpfer oder ein späterer Restaurator der Figur keinen Anker und wählte deshalb ein in unserer Gegend bekannteres Utensil, den Mühlstein.
Dies ist nur ein winziger Ausschnitt aus den zahlreichen historischen Details, die Kreisarchivpfleger Stefan Pfannes am Ostermontag (01.04.2024) über die kleine, sehr gepflegte Filialkirche Herrnzell und ihre kostbare Ausstattung zu berichten wusste. Eingeladen hatte ihn die Dorfbelebung Mittelstetten im Rahmen ihres traditionellen Emmausgangs.
Dorfgeschichte
Auch seine Informationen zur Dorfgeschichte imponierten – auch hiervon ein paar ausgewählte Details:
Vor 10.000 bis 60.000 Jahren grasten in der Gegend um Herrnzell Mammuts. Das weiß man auf Grund eines Fundes in der Nähe des Nachbardorfs Günzlhofen.
Im Jahr 1963 beging Herrnzell die 1200-Jahrfeier und 2013 die 1250-Jahrfeier.
1165 tauchte „Zell“ erstmals schriftlich auf. Das Edelgeschlecht „Die Zeller“ standen im Dienste der Grafen von Dachau.
Seit Ende des 13. Jahrhunderts bis ins frühe 19. Jahrhundert gehörte Herrnzell teilweise und später ganz zum Kloster Fürstenfeld.
Im Jahr 1818 wurde Herrnzell bei der Bildung der Gemeinden dem östlich gelegenen Unterschweinbach zugeordnet. Und so kam das Dorf 1978 im Rahmen der Gemeinde-Gebietsreform zur Gemeinde Egenhofen. Kirchlich und schulisch blieb man bei Günzlhofen.
Der Versuch der sehr selbstbewussten Herrnzeller Bauern im Jahr 1869, die Umgemeindung in das näher gelegene Günzlhofen zu erreichen, scheiterte daran, dass die Unterschweinbacher nicht auf die recht üppigen Steuereinnahmen aus Herrnzell verzichten wollten.
Im Anschluss an die sehr kurzweilige Führung von Stefan Pfannes in St. Clemens ging es zum Einkehrschwung auf dem Hof der derzeitigen Mesnerfamilie Krapf. Dort erzählte Franz Krapf, dass der reich verzierte Taubenschlag im Hof von seinen Vorfahren gebaut wurde und von der Familie fortlaufend restauriert wird.
Zu Fuß waren an diesem stürmischen Ostermontag nur zwei „Emmausgänger“ unterwegs. Die anderen nutzten Auto- Fahrgemeinschaften, um sich auf der ca. 2 km-langen Waldstrecke durch die Glonnau nicht durch herabstürzende Äste zu gefährden.
Text / Fotos: Katharina Schlamp, Dorfbelebung Mittelstetten e.V.
Einladung:
Der traditionelle Emmausgang der Dorfbelebung am Ostermontag führt uns dieses Jahr nach Herrnzell, dem 20-Einwohner-Dorf mit der Filialkirche St. Clemens gleich hinter der Grenze in der Nachbargemeinde Egenhofen.
Ablauf:
Wann:
Ostermontag, 1. April 2024 / 13.00 Uhr bis ca. 17.00 Uhr
Führung in Herrnzell: Kirche St. Clemens ca. 14.30 – 15.00 Uhr
Kreisarchivpfleger Stefan Pfannes
- Start: 13.00 Uhr am Rathaus in Mittelstetten
- Wanderung Mittelstetten - Herrnzell einfach: ca. 5,5 km; Dauer: ca. 1 Std. 30 Minuten
- Wer in Vogach starten möchte: ca. 13.20 Ortsrand Richtung Herrnzell; Glonnauer Straße (Ersparnis ca. 2 km) - Bitte bei der Anmeldung angeben!
- Führung in Herrnzell: Kirche St. Clemens ca. 14.30 – 15.00 Uhr
- Einkehrschwung: ca. 15.00 – 15.30 Uhr
- Wanderung Herrnzell – Mittelstetten ca. 15.30 - ca. 17.00 Uhr
- Wer möchte, kann mit einem Shuttle nach Mittelstetten zurück fahren; hierzu bitte unbedingt anmelden, damit genügend Plätze bereit gestellt werden.
- Entfällt bei Sturm oder Dauerregen! Angemeldete werden benachrichtigt.
Anmeldung bis 24.03.2024 erwünscht:
K. Schlamp: 0173 3540917 (auch WhatsApp), k.schlamp@gmx.de ;
G. Dörr: 08202/90102, gedoerr@bayern-mail.de ;
B. Detsch: 0157 86066890; bettina.detsch@web.de;
M. Schebesta: 08202/1272, a.m.schebesta@bayern-mail.de